Am vergangenen Freitag fanden in Kienitz und Sonnenburg bedeutende Gedenkveranstaltungen statt, die an die tragischen Ereignisse vor 80 Jahren erinnerten. Diese Veranstaltungen boten eine Gelegenheit, der Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken und die Befreiung durch die Rote Armee zu würdigen.
Gedenkveranstaltung in Kienitz.
In Kienitz, einem kleinen Dorf an der Oder, wurde an den historischen Moment erinnert, als die Sowjetsoldaten Ende Januar 1945 die zugefrorene Oder überquerten. Diese Überquerung markierte den Beginn des Vormarsches der Roten Armee auf Berlin und die Errichtung des ersten Brückenkopfes am Westufer der Oder.
Die Gemeinde Letschin im Oderbruch lud zu dieser Gedenkveranstaltung ein, bei der der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht und die Befreiung durch die Rote Armee vor 80 Jahren gewürdigt wurde. Die Veranstaltung begann mit der Präsentation eines lyrischen Projekts von Schülerinnen und Schülern der Bertolt-Brecht-Oberschule in Seelow, gefolgt von der Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer des Krieges sowie am Panzerdenkmal. Unter den Teilnehmern waren auch der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), und der russische Botschafter, Sergej Netschajew.
Die Überquerung der Oder durch die Rote Armee kam für das deutsche Militär und die Zivilbevölkerung überraschend. Die Menschen in Kienitz gerieten zwischen die Fronten und konnten nicht rechtzeitig fliehen. Rudi Schulz, ein damaliger Anwohner, erinnert sich an die bangen Stunden im Kellerversteck mit seiner Mutter und Tante. Trotz der Angst und der Gefahr überlebten sie die Bombenangriffe und die Kämpfe. Kienitz wurde fast vollständig zerstört, und etwa 80 Überlebende retteten sich über das tauende Eis ans Ostufer.
Gedenkveranstaltung in Sonnenburg
In Sonnenburg, dem heutigen Słońsk in Polen, wurde an das Massaker von 1945 erinnert, bei dem über 800 Gefangene von der SS ermordet wurden. Am 30. Januar 1945, kurz vor der Ankunft der Roten Armee, erschossen SS-Soldaten und Gestapo-Beamte 819 Gefangene aus verschiedenen Ländern Europas.
Der Historiker Konrad Tschäpe, der die Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt in Frankfurt (Oder) leitet, betonte die Brutalität und Heimtücke dieses Verbrechens. Die Opfer, sogenannte "Nacht-und-Nebel-Gefangene", wurden von den Nazis als besonders gefährlich eingestuft und systematisch ermordet.
Nur wenige der Täter wurden verurteilt. Zwei Hauptverantwortliche, die Gestapo-Leute Nickel und Richter, wurden 1970 von dem Vorwurf der Beihilfe zum Totschlag freigesprochen. Herbert Klemm, der Staatssekretär im Reichsjustizministerium, wurde 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Heute erinnert ein Museum in Słońsk an das Massaker. Auf dem Gelände des ehemaligen Zuchthauses befindet sich eine Gedenkstätte und das "Martyriumsmuseum Sonnenburg". Diese Einrichtungen dienen als Mahnmal und erinnern an die schrecklichen Ereignisse, die sich dort vor 80 Jahren abspielten.
Beide Orte wurden Teil der "Liberation Route Europe", der Europäischen Route der Befreiung, zu der auch die Gedenkstätte Seelower Höhen, die Erinnerungsstätte in Klessin, die Festung Küstrin sowie das Museum in Berlin-Karlshorst gehören.
Ihr Oderbruchguide hat an beiden Orten Kränze niedergelegt. Die Aufschrift lautet:
Oderbruchguide Klaus Ahrendt and guests. „We remenber“.